Der Härebesch und das Sturmereignis

Der Härebësch

Das Waldgebiet Härebësch (262-367 m ü. NN) liegt im Westen des Naturraums „Eisch-Mamer-Gutland“. Die Region zählt mit bis zu 900 mm Jahresniederschlag zu den niederschlagsreichsten Gegenden Luxemburgs. Der 4 km² große, geschlossenen Buchen-Eichen-Hochwald ist vereinzelt mit Fichten, Douglasien und Kiefern durchsetzt. Er wurzelt auf den Kuppen und Hochflächen des Luxemburger Sandsteins und trägt somit durch seine Puffer- und Filterfunktion erheblich zum Schutz des Trinkwasserspeichers im Luxemburger Sandstein bei. Der Härebësch setzt sich aus dem Staatswald „Domaine de Septfontaines“, dem Gemeindewald von Septfontaines/Koerich sowie einigen Privatwaldflächen zusammen. Er ist Teil des 68 km2 großen europäischen FFH-Schutzgebiets „Vallée de la Mamer et de l’Eisch“, das von der belgischen Grenze im Westen und den Gemeinden Mamer bzw. Strassen im Süden bis zur Mündung von Mamer und Eisch in die Alzette bei Mersch reicht.

Sturmereignis und Auswirkungen auf den Wald

Am 6. Juli 2014 zog ein Sturmtief mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 131 km/h über den Süden und Südwesten Luxemburgs. Im Forstrevier Steinfort, im Härebësch zwischen Koerich und Septfontaines, kam es zu erheblichen Wurf- und Bruchschäden. Das Gesamtvolumen des Sturmholzes beläuft sich im Härebësch auf ca. 40.000 Festmeter. Die besondere Schwere der Schäden ist vermutlich auf sogenannte „feuchte Fallböen“ (wet downburst) zurückzuführen, die für ein seltenes, aber charakteristisches Schadbild im Wald sorgten.

Gegen 11:50 Uhr wurden erste Unwetterwarnungen auf www.meteoboulaide.com veröffentlicht. Die Prognosen besagten, dass der Sturm, der um 17:20 Uhr in Frankreich bis zu 144 km/h erreichte, mit über 130 km/h über Luxemburg ziehen würde. Ab 18:10 Uhr trafen die ersten Gewitterzellen im äußersten Südwesten Luxemburgs ein. Diesen Gewitterzellen zogen von Rodange über Clemency und Steinfort in nordöstlicher Richtung nach Nordstad. Die erste dieser Zellen war extrem kompakt und mit stürmischen bis orkanartigen Windböen versehen. Die zweite war etwas weniger kräftig ausgeprägt und verlor aufgrund ihrer weiteren Auffächerung über dem Südwesten Luxemburgs schnell an Struktur und Geschwindigkeit. Obwohl diese Zellen schnell unterwegs waren, kam es in kürzester Zeit zu extrem starken Regenfällen. In Steinfort wurden innerhalb von 10 min 21,6 mm Niederschlag gemessen.

Die Besonderheit bei diesem Sturmereignis waren sogenannte feuchte Fallböen (wet downbursts). Hierbei handelt es sich um schwere Gewitterfallböen, die auf kräftigen Abwinden innerhalb einer Gewitterwolke basieren. Durch das Zusammentreffen mehrerer Aspekte können diese Abwinde sehr stark beschleunigt werden, so dass sie punktförmig mit voller Wucht auf den Boden aufprallen und radial ausfließen. Dies führte zu massiven Schäden an der Infrastruktur und im Wald.

Durch die vorhandene Belaubung wurden die Bäume des Härebësch nicht umgeworfen, sondern zum großen Teil um die eigene Achse gedreht. Dies führte dazu, dass zahlreiche Bäume, unabhängig von Baumart, Baumalter, Baumhöhe oder Exposition in sich verdreht und dann abgerissen wurden. Übrig blieb stehendes Totholz (sog. Kerzen) mit ausgefransten, an Grasbüschel erinnernde Holzfasern.

Eine detaillierte Analyse des meteorologischen Ereignisses findet sich unter www.metteochannel.com